Alle reden von Selbstliebe. Von innerer Stärke. Von dem Ideal, erst „komplett“ zu sein, bevor man sich auf jemanden einlässt. Klingt vernünftig – aber was, wenn man schlichtweg lieber zu zweit ist? Wenn Nähe, Verlässlichkeit und gemeinsames Schweigen genauso wichtig sind wie Job, Hobbys und Selbstoptimierung?
Vielleicht ist der Wunsch nach einem Partner kein Mangel, sondern ein klares Bekenntnis zum Leben in Beziehung. Nicht, weil man alleine nicht klarkommt. Sondern weil Zweisamkeit eine eigene Qualität hat: Sie fängt auf, spiegelt, provoziert, wärmt. Ein gutes Gespräch spät in der Nacht ersetzt kein noch so meditatives Journaling
Zweisamkeit als Stärke
Dating wird dann kompliziert, wenn dieser Wunsch nach Zweisamkeit als „Schwäche“ gelesen wird. Wer zu offen sagt: „Ich will nicht mehr allein sein“, riskiert, als bedürftig zu gelten. Dabei steckt dahinter oft nichts anderes als Mut – nämlich das Eingeständnis, dass man nicht alles mit sich selbst ausmachen will.
Warum Nähe Mut braucht
Die Frage ist: Wie sehr dürfen wir bekennen, dass wir lieber zusammen sind? Wann kippt der Wunsch in Erwartungsdruck – und wann bleibt er einfach Ausdruck einer zutiefst menschlichen Sehnsucht? Vielleicht wäre es ehrlicher, Dating nicht als Optimierungsspiel, sondern als Suche nach Resonanz zu begreifen.
Zweisamkeit als Gegenentwurf
Denn: Zweisamkeit ist nicht nur romantisch, sondern politisch. Sie widerspricht dem neoliberalen Ideal, immer unabhängig, immer „self-made“ zu sein. Sich jemanden zu wünschen, heißt auch: Ich will nicht nur ich sein.
Ein mutiges Bekenntnis
Und vielleicht ist genau das der eigentliche Mut – zu sagen: Mein Glück ist nicht vollständig ohne dich.
👉 Wie siehst du das? Ist der Wunsch nach Zweisamkeit ein legitimer Teil von Selbstliebe – oder eine Schwäche, die wir lieber verbergen sollten?
Quelle: MEEON #142
Titel: Zu meinem Glück fehlt nur eins: Ich bin so gerne zu zweit
Bilder: MEEON
Video: MEEON