Dropshipping: Oder wenn Du mehr Fragen hast als Bestellungen.

TikTok verkauft Gefühle. Kleine, blinkende, versandkostenfreie Gefühle. Ein süßes Waffeleisen mit Bärchenmuster hier, ein Ohrenschmalzentferner mit Kamera da – was nach Spielerei klingt, ist oft einfach nur überflüssig. Oder gefährlich.

Ich habe keine Bestellung offen, aber ziemlich viele Fragen. Vor allem: Wann wurde „Ich will auch passives Einkommen“ zum Vorwand, uns gegenseitig Plunder unterzujubeln?

#90 – Zusammenfassung Auto-Slide

Vom Hype zur Heißluft

Dropshipping lebt von der Illusion, man könne „ohne Lager, ohne Risiko“ reich werden. In Wahrheit wird kaum jemand reich – aber viele ziemlich schnell ideenlos. Also werden Produkte verkauft, die aus gutem Grund nicht in der Fußgängerzone liegen: Ein Mini-Waffeleisen, das herzförmige Teighäufchen produziert, aber schon nach dem dritten Einsatz klebt wie der Businessplan dahinter. Ein Ohrenschmalzentferner mit Kamera, der aussieht wie ein medizinisches Gerät, aber eher einem viralen Witz ähnelt. Da ist der Gehörgang nicht das einzige Risiko.

Digitale Ramschware mit LED-Vertrauen

Was heute zählt, ist nicht die Qualität – sondern der Fun-Faktor im Feed. Wer sein Ohr von einem Endoskop absaugen lässt, tut das nicht, weil’s sinnvoll ist, sondern weil’s klickt. Die Produkte sind Nebensache – Hauptsache: „OMG, I need this!!“
Aber niemand braucht das wirklich. Es ist Unterhaltung auf Kosten von Ressourcen – und manchmal auch auf Kosten der eigenen Gesundheit.

Rückfragen statt Rücksendung

Ich frage mich: Warum wird ein Küchengerät mit Formen wie ein Kuscheltier vermarktet – aber ohne Temperaturkontrolle verkauft? Warum bekommt ein dubioses Ohr-Gadget mehr Views als jede Aufklärung über Hygiene oder Produktsicherheit? Warum verkaufen sich riskante Artikel besser als stabile Ideen?

Die Antwort liegt im Algorithmus. Und in einer Konsumkultur, die nicht fragt, was sinnvoll ist – sondern was viral geht.

Fazit: Schade um das Material

Wer Dropshipping hypet, redet selten über Elektroschrott, schlechte Reviews oder die psychologische Wucht eines sinnlosen Kaufrauschs. Dabei sind diese Produkte keine Tech-Innovationen – sondern Symptom einer digitalen Ökonomie, die Aufmerksamkeit in Ramsch verwandelt. Vielleicht ist es Zeit, nicht alles zu monetarisieren. Sondern zu fragen, was es wert ist, in die Welt zu schicken.

Was war dein absurdester TikTok-Kauf? Und was müsste passieren, damit sich das ändert? Sag’s ehrlich – vielleicht hilft’s anderen.

Quelle: MEEON #90
Titel: Schade um das Material
Foto: MEEON
Video: MEEON