Die Regierung Orbán wollte die Budapest Pride verbieten. Mit neuen Gesetzen, mit Drohungen, mit Repression. Doch was gestern passierte, war alles andere als ein Rückzug: Rund 200.000 Menschen zogen trotz Verbots durch Budapest. Sie schwenkten Regenbogenfahnen, hielten Transparente in die Höhe und riefen laut: Nem – Nein! Ein Nein zu autoritärem Gehabe, zu Einschüchterung und zu Gesetzen, die Menschen in ihrer Würde einschränken.

Orbáns autoritärer Kulturkampf

Ungarns Premier Viktor Orbán führt seit Jahren einen Kulturkampf gegen alles, was nicht in sein Weltbild passt. Unter dem Deckmantel des „Schutzes der Kinder“ verabschiedete seine Regierung Gesetze, die queere Inhalte aus der Öffentlichkeit verdrängen. Die Pride wurde offiziell verboten, angeblich zum Erhalt der öffentlichen Moral. Dahinter steckt eine politische Strategie: Orbán braucht Konflikte, um seine konservative Wählerschaft zu mobilisieren.

Mit dem Aufbau eines äußeren Feindbildes – hier: queere Menschen und ihre Unterstützer – lenkt er zugleich von wirtschaftlichen Problemen, Korruptionsvorwürfen und dem schleichenden Abbau demokratischer Strukturen ab. Was auf dem Papier nach „Moral“ aussieht, ist in Wahrheit politisches Kalkül.

Mutiger Protest – trotz Drohungen

Die Teilnehmenden der Budapest Pride haben Orbáns Kalkül gestern eindrucksvoll zerschlagen. Sie marschierten friedlich, aber unübersehbar durch die Stadt. 70 EU-Abgeordnete waren angereist, um Solidarität zu zeigen. Internationale Künstlerinnen und Künstler, Prominente, Organisationen – alle vereint hinter der Botschaft: Freiheit ist nicht verhandelbar.

Trotz eines massiven Sicherheitsapparates, trotz des Einsatzes von Gesichtserkennung, trotz Drohungen mit Geld- und Haftstrafen blieb der Protest friedlich. Und das war vielleicht der größte Triumph dieses Tages: Orbán wollte Angst säen, doch die Menschen antworteten mit Mut.

Europa schaut zu – und schweigt

Während in Budapest mutige Menschen für ihre Rechte kämpfen, reagiert Europa – mal wieder – verhalten. Die EU hat bisher nur schwache Protestnoten geschickt, Sanktionen gegen Ungarn bleiben weitgehend aus. Und während Demokratien in Osteuropa wanken, stellt sich die Frage: Wie weit darf der autoritäre Umbau eines Staates gehen, bevor Europa handelt?

Die Budapest Pride war gestern nicht nur eine Feier queeren Lebens, sondern auch ein Hilferuf an Brüssel, an Berlin, an Paris. Ein Appell: Demokratische Werte verteidigen sich nicht von allein.

Der Kampf geht weiter

Orbán wird nicht aufhören. Sein Kalkül ist klar: Konflikte verlängern seine Macht. Doch der gestrige Tag hat gezeigt, dass Menschen bereit sind, dagegenzuhalten – auch wenn der Preis hoch ist. Es geht um Sichtbarkeit, um Würde, um die Zukunft eines ganzen Landes.

Würdest du für dein Recht auf Freiheit riskieren, verfolgt oder verhaftet zu werden? Schreib deine Meinung – und halte den Diskurs lebendig.

Quelle: MEEON #49
Text: Pride Protest in Ungarn – 200.000 sagen Orbán: Nem!

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